EMPÖRUNG, ABER KEINE KLAGE: "MAN MUSS DEN TOD EHREN"

Tot ist tot. Hans Hölzels Mutter Maria hat bis heute nicht geweint: "Er ist bei
mir , wenn ich aufwache und wenn ich schlafen geh'."
Im Oswald & Kalb hat ihr die EMI Doppelplatin für Falcos letztes Album "Out of the Dark" verliehen. Sein Bild hängt an der Wand wie der Bundespräsident in Amtsstuben. "Alkohol, Kokain, Marihuana im Blut", will ein geheimexklusiver Obduktionsbefund nachgewiesen haben.

 

"Bestechung oder Fälschung?", rätselt der Freundesclan. Er wacht über Mama Maria wie die Ritter der Tafelrunde. Maria-Luise Heindl, Helmut Zilk, Ronnie Seunig, Rudi Dolezal, Wolfgang Klinger, Helmut Maurerbauer, Marianne Kohn, Wickerl Adam, Jeff Maxian, Rudi Holdhaus...
Bereit, Empörung, Verletzung, Wut mit ihr zu teilen: über den Mangel an Pietät. Über das "Geschäft mit dem Tod, das die Auflagen steigern soll" ,so der Grundtenor. News ist natürlich nicht eingeladen.


- "Der da" - Mama Maria nennt keinen Namen - "hat zu Anfang geschrieben: Für eine Handvoll Dollar kann man in der Dom. Rep. alles kaufen, vom Doktortitel bis zum Führerschein. Jetzt hat er anscheinend davon Gebrauch gemacht und für eine Handvoll Dollar den Obduktionsbericht gekauft."
 

Natürlich wird sie weder klagen noch Falcos Leichnam exhumieren lassen: "Purer Schwachsinn. Was wird's nützen? Mir ist völlig egal, was der Obduktionsbefund ergibt. Aber können's ihn net endlich in Ruhe lassen und den Tod ehren?"
 

Tatsache: Bei der Familie ist noch kein Obduktionsbefund eingetroffen. Das österreichische Konsulat aus der Dom. Rep. faxte ihn Donnerstag (!) auf empörtes Drängen von Anwalt Georg Riedl an das Aussenministerium. Jenes sandte ihn Freitag per Post an Maria Hölzel. Montag wird sie wissen, was wirklich drinsteht.
 

Rockproduzent Wolfgang Klinger, der wallemähnige Bär, hat den Stempel auf dem Faksimile mit den toxikologischen Befunden nachgemessen: "Er ist größer als auf den anderen Seiten, die die Verletzungen etc. auflisten." Er hat auch etliche Ärzte befragt. Die schütteln den Kopf über die merkwürdigen Mengenangaben: "Wann'st 43,8 Marihuana im Bluat hast, hast a grün's Blut. Korrekt hiesse das 8 DHC. Wann'st das umrechnest auf die Blutmenge, müsst der Hans a viertel Kilo auf an Sitz g'raucht haben. Bledsinn."
 

Rudi Dolezal, nicht minder skeptisch, pendelt sich indes auf die Mythos-Variante "grosser Rock'n-Roll-Tod" ein: Jimy Hendrix, Jim Morrison, Janice Joplin.
Ihm liegt Falcos Ruhm am Herzen: Vor sieben Jahren bekam er im Oswald & Kalb Gold und Platin für "Amadeus". Die Lokalwahl ist nostalgisch. Übrigens: Der ORF bringt meinen Falco-Nachruf "Hoch wie nie" in zwei Wochen auf Home-Video heraus. Ein zweites Denkmal", - das sagt er mehrmals - "ist im Entstehen: Es gibt Anfragen grosser US-Filmfirmen - Warner Brothers, Paramount - wegen eines Kinofilms. Wir schreiben jetzt das Buch. Anfang April wird entschieden, wer's macht."

 

Auch Mama Maria hat eine Ruhmesnachricht: "Der Niki Lauda will seinen nächsten Flieger "Falco" nennen. Und wenn die Mädels Maria-Luise, Marianne oder Sue Widl immer wieder ausbrechen: "Gemein, fies, mies, diese Leichenfledderer", bewahrt sie gelassen Ruhe. Isst ihr Wienerschnitzerl mit Appetit, zwei Portionen Eis: "Der Tod vom Hans hat mich von der vierzigjährigen ständigen Angst um ihn befreit. Jetzt geht's ihm gut. Ich weiss, dass wir uns wiedersehen." Erlösung einer grossen Liebe.

Ro Raftl, Wiener Kurier (14. März 1998)

 

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